Archiv der Kategorie: Tips für die Flüchtlingshilfe

Patenschaften und Freundschaften

Begegnungen mit Geflüchteten

Beim Begegnungscafé sprach mich ein Mann einer geflüchteten Familie aus dem muslemischen Kulturkreis an, der dringend Gesprächspartner suchte, um besser Deutsch zu lernen. Meine Frau und ich luden die Familie daraufhin zum Essen ein. Trotz sprachlicher Schwierigkeiten waren wir uns gleich sympathisch. Seitdem treffen wir uns regelmäßig und haben uns immer mehr angefreundet, wobei die Treffen meistens in der Wohnung unserer neuen Freunde stattfinden. Das ist für die Kinder einfacher, weil sie sich bei uns leicht langweilen. Besonders schön waren gemeinsame Ausflüge, wobei sich einmal auch erwachsene Kinder von uns angeschlossen haben. Wir waren in der Biosphäre, im Volkspark und im Naturkundemuseum in Potsdam. Besonders der Besuch im Naturkundemuseum bot viel Gesprächsstoff, weil von den dort ausgestellten Tierarten zumindest ähnliche Arten auch im Heimatland unserer neuen Freunde vorkommen. Viel Spaß hat die vom Flüchtlingsnetzwerk organisierte gemeinsame Bootsfahrt um die Inselstadt gemacht.

Insgesamt hat sich der Kontakt sehr unkompliziert und freundschaftlich entwickelt. Dabei stören weder unser Altersunterschied, noch unsere unterschiedlichen Traditionen. Sie sind eher eine Bereicherung, weil wir uns gegenseitig viele Erfahrungen und Anschauungen mitteilen können, die für uns neu sind und uns Stoff zum Nachdenken liefern. Natürlich können wir unsere neuen Freunde auch bei vielen Dingen des Alltags unterstützen, weil wir uns hier eben viel besser auskennen als sie.

Ich selbst bin mehrfach im Ausland gewesen, auch beruflich, unter anderen in Ländern Lateinamerikas. Ich bin dort immer wieder Menschen begegnet, die mich unaufdringlich und selbstverständlich unterstützt haben und mir so halfen, mein Fremdsein zu überwinden. Mich würde es deshalb sehr freuen, wenn ich jetzt selbst dazu beitragen könnte, dass sich Fremde in meinem Land wohlfühlen.

Manfred

Lesepatenschaft

Ich habe letzten Freitag das erste Mal das syrische Mädchen G. getroffen und mit ihr lesen geübt. Wir treffen uns jetzt erst mal jeden Freitag Nachmittag für eine Stunde im Hort der Grundschule und ziehen uns in einen leeren Raum zurück.
Es hat viel Spaß gemacht und der Kontakt mit der Lehrerin war sehr nett. Die Schulleiterin Frau Lidzba sprach mich im Nachhinein an und erzählte mir, dass es einige Kinder an der Schule gibt, die Bedarf haben.
Vielleicht gibt es noch mehr Freiwillige, die sich vorstellen könnten, Lesepat*innen zu werden?

Judith

Man muss Helfer sein wollen (nicht Vormund!)

… und sich für die Menschen, ihre Kultur und die vielschichtigen Probleme bei ihrem Ankommen hier in Deutschland interessieren und vor allem bereit sein, Zeit (manchmal viel Zeit) für die Familie zu „spenden“ .
Man muss Hilfe immer wieder anbieten und immer wieder Vorschläge machen, denn die (meisten) Familien wollen nicht zur Last fallen, nicht zuviel verlangen und müssen auch erst lernen Hilfe anzunehmen ohne täglich hundert mal DANKE zu sagen oder sich zu schämen. Sie und wir müssen lernen, Vorschläge auch ehrlich abzulehnen und die Ablehnung gemachter Vorschläge zu akzeptieren.
Man muss als Helfer auch flexibel sein – und das nicht nur zeitlich!- , man muss recht oft auch Frust ertragen ( beim Umgang mit Behörden oder einfach ablehnenden Menschen, Frust über investierte Zeit, die am Ende nicht zum gewünschten Erfolg führte, Frust über Missverständnisse, die Umstände, die Langsamkeit der Verfahren …) und man muss den Frust wegstecken können und weitermachen und kann/ darf nicht so schnell das Handtuch werfen! Viel Geduld ist nötig!
Man kann aber auch versuchen die Hilfe am Anfang mit der betreuten Familie genau abzugrenzen auf ganz bestimmte Bereiche – dann würde ich es aber nicht „Patenschaft“ nennen. Ich glaube, es ist auch sehr schwer das „Hilfsgebiet“ genau abzustecken, wenn man Augen hat und sieht, wo überall Hilfe nötig ist. Und wenn man sich mal versucht in die Lage dieser Familie zu versetzen, dann kann man eigentlich gar nicht „Nichthelfen“. Und was man selbst nicht leisten kann, dazu sucht man dann andere Ansprechpartner für die Familie. Das ist nicht unwichtig: man muss darauf achten, was und wieviel man selbst leisten kann. Man muss „Selbstachtsamkeit“ haben oder lernen.
Anders als bei anderen Formen der Hilfe (Deutschunterricht oder Organisieren von Ausflügen, Treffen, … oder Gespräche mit Verwaltungen über generelle Probleme … usw) erfährt man sehr tiefe Einblicke in die Familie und gibt meist fast automatisch auch entsprechend mehr von sich selbst preis.
Man lernt selbst sehr viel dabei- z.B. auch über sich selbst , auch über unser Land und seinen Umgang mit Menschen, man lernt viele Menschen kennen beim Helfen beim Lösen der Probleme der Familie -, weil die Formen der Hilfe vorher nicht berechenbar sind.
Und es ist schön zu sehen, welche kleinen und größeren Fortschritte die Menschen machen und wie sie ganz langsam unabhängig werden von der gegebenen Hilfe. Auch loslassen in die Selbstständigkeit muss man dann rechtzeitig und in kleinen Schritten.
Und wenn man Glück hat, erfährt man immer wieder mal von den Erfolgen auf dem Weg der Integration. Und bei noch mehr Glück wird es eine freundschaftliche Beziehung mit gegenseitigen Einladungen und Besuchen, mit gegenseitigem Geben und Nehmen- was es eigentlich von Anfang an ist, aber später eine andere Stufe erreicht.

Sibylle

Mit Flüchtlingspatenschaft syrische Familien bei der Zusammenführung helfen

Der Berliner Verein Flüchtlingspaten Syrien e.V. leistet einen tollen Beitrag, um Angehörige von Geflüchteten auf legalen Wege statt über die schrecklichen Flüchtlingsrouten  nach Deutschland zu holen. Aus der Selbstdarstellung des Vereines:

Tausende haben bei der gefährlichen Flucht aus Syrien übers Mittelmeer ihr Leben gelassen; nun sind die Fluchtrouten dicht, und viele Familienangehörige – oft Kinder, Alte und Kranke – mussten in Syrien zurückgelassen werden. Gerade sie sind durch die Gewaltexzesse, zerstörte Infrastruktur und Hunger in äußerster Gefahr. Ihre einzige Hoffnung: ihren Angehörigen auf legalem Wege zu folgen. Dies ist auf Grundlage mancher Landesaufnahmeprogramme zwar noch möglich, doch nur, wenn gut verdienende Bürgen hier anstelle des Staates für fünf Jahre den Lebensunterhalt und die Miete zahlen. Das schreckt manche/n ab, eine solche Verpflichtungserklärung zu unterschreiben.

Hier setzen wir, die Flüchtlingspaten Syrien e.V., an. Wir organisieren überall im Land Patenschaften. Ab 10 €/Monat kann man Patin/Pate werden. Jeder einzelne Cent davon geht ohne Abzüge in den Unterstützungspool! Mit ihm unterstützen wir direkt nachgekommene Angehörige syrischer Flüchtlinge (z.B. Finanzierung des sicheren Fluges nach Deutschland, der Wohnung, des Lebensunterhaltes und von Sprach- und Integrationskursen). Mit über 50 Ehrenamtlichen organisieren wir eigene Sprachkurse und Familienlotsen – und sorgen zugleich dafür, dass die Flüchtlinge auf staatliche Leistungen gar nicht erst angewiesen sind!

Je mehr dauerhafte Patinnen und Paten wir finden, um so mehr Menschen können mithilfe von Bürgschaften aus Syrien gerettet werden. Für 197 Menschen realisieren wir schon – mit der Hilfe von rund 160 Menschen, die unterschrieben haben, und mehr als 4.000 Patenschaften – diesen rettenden Weg! Je mehr Patenschaften wir bekommen, um so mehr nachhaltige Hilfe ist uns möglich – und um so mehr Menschen können wir legal und sicher direkt aus Syrien hierher retten.

Spenden hier!

Deutschlandradio hat unter ‚Berliner Paten bürgen für Flüchtlinge‘ darüber berichtet.

Teurer Geldtransfer ins Ausland

Ein großes Anliegen von Geflüchteten und Migranten ist ihre Angehörigen in der Heimat finanziell zu unterstützen. Aber Geld z.B. nach Syrien zu überweisen ist teuer und kompliziert. Die Seite www.geldtransfair.de bietet die Möglichkeit verschiedene Anbieter zu vergleichen. Bitte weist Geflüchtete auf diese Seite hin. 

Ein guter Hintergrundbericht zu dieser Problematik gab es Anfang Mai im Deutschlandfunk: Weltweiter Bargeldtransfer – So kommt der Euro zur Familie

Umweltbildungsprojekte mit Geflüchteten – Was können wir lernen?

Workshopeinladung:
Umweltbildungsprojekte mit Geflüchteten – Was können wir lernen?
Freitag, 24. März 2017 in Potsdam

In der Bewältigung des „neuen“ Alltages geht es für Geflüchtete oft darum konkrete Fragen und Hürden zu überwinden, die mit Aufenthalt, Sprache, Wohnung, Arbeit und Familie zu tun haben. Umweltthemen stehen dabei zunächst hinten an. Trotz alledem können von Umweltbildungsprojekten mit Geflüchteten wichtige Impulse ausgehen, die Integration unterstützen:
Umweltbildung informiert und klärt über nachhaltige Lebensweisen auf, die nicht nur die Natur, sondern auch den Geldbeutel schonen. Dabei können Projektarbeiten Isolation von Geflüchteten durchbrechen und die Auseinandersetzung mit dem Themenfeld Anerkennung in der Gesellschaft schaffen. Zugleich können Umweltprojekte einen sinnvollen Zeitvertreib bieten, verbunden mit der Möglichkeit Sprachkenntnisse zu erproben.
Aber was sind sinnvolle Angebote? Wie werden Angebote im Umweltbereich für Geflüchtete am besten kommuniziert? Wie werden einseitige Angebote vermieden und kulturelle Aspekte sowie persönliche Erfahrungen der Geflüchteten ausreichend gewürdigt? Welche Hürden gilt es bei der praktischen Umsetzung zu überwinden und welche besonderen regionalen Hindernisse gibt es? Wie können Geflüchtete verstärkt  von der Rolle des Konsumierenden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren werden?

Der Workshop verschafft Einblicke in Erfolge wie auch Misserfolge von Umweltprojekten mit Geflüchteten. Diese Einblicke sollen diskutiert und weiter gedacht werden. Dazu werden vier Initiativen vorgestellt, die ihre Ansätze und Erfahrungen teilen. Neben der Vertiefung einzelner Aspekte, gibt es Raum für Fragen und Austausch. Der Workshop richtet sich vor allem an Helfende in Unterstützungsinitiativen und Geflüchtete, aber auch an alle Interessierte.

Mit

  • Boris Brokmeier, Leiter Mariaspring – Ländliche Heimvolkshochschule e. V.
  • Ibrahim AlSayed, Vorsitzender und Gründer von Salam e.V. und Mitglied Gärtnerei Hermannstr. 84
  • Julia Bar-Tal, Landwirtin Hofgemeinschaft Bienenwerder und Mitglied Saatgut für die syrische Zivilgesellschaft
  • Katharina Böhme und Lulu Dombois, Trainerinnen des Projektes „Ressourcentag“ der Arbeitsgemeinschaft Natur- und Umweltbildung – Bundesverband e.V. (ANU)

Veranstaltungsdatum: 
Freitag, 24.03.2017
15-18 Uhr

Veranstaltungsort:
Haus der Natur
Lindenstraße 34
14467 Potsdam

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich.

Eintritt & Anmeldung:
Die Veranstaltung ist kostenfrei, Anmeldungen bitte an: anmeldung@boell-brandenburg.de.
Weitere Infos: Heinrich Böll Stiftung Brandenburg.

Kontakt und weitere Informationen:

Kora Rösler
Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg
Dortustraße 52, 14467 Potsdam
Tel.: 0331 200 578 19
E-Mail: roesler@boell-brandenburg.de

Wir freuen uns auf Sie!

Viele Grüße
Ihre Heinrich Böll Stiftung Brandenburg

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes 4R: Refugees reduce, reuse, recycle der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg statt und wird mit Mitteln der DBU, der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, gefördert.